Elsbeer-Pflanzaktion der kommunalen KiTa Peppenkum am 3000-Schritte-Weg in Peppenkum.

Gleich zwei Jubiläen wurden Anfang Dezember 2021 mit einer besonderen Pflanzaktion am 3000-Schritte-Weg in Peppenkum gefeiert: 50 Jahre KiTa Peppenkum und 10 Jahre Elsbeerprojekt im Biosphärenreservat Bliesgau.

Auf Anregung des Bürgermeisters der Gemeinde Gersheim, Michael Clivot, fand am 2. Dezember 2021 die besondere Pflanzaktion in unmittelbarer Nähe des 3000-Schritte-Weges statt:  Zusammen mit Forstwirtschaftsmeister Philipp Braun und Revierleiter Michael Pfaff (beide Saar-Forst-Mitarbeiter) wurden dort sieben junge Elsbeerbäumchen entlang des Weges feierlich mit den Gruppen der Kita-Peppenkum gepflanzt.

Die Kita-Kinder und die jungen Bäumchen haben einiges gemeinsam: 4 bis 5 Jahre sind die Elsbeer-Kinder alt und auch die Größe unterscheidet sich kaum von einem Kita-Kind. Das wird sich in den kommenden Jahren ändern, denn die Wuchshöhe der Elsbeere wird die Kinder überflügeln, die dann hoffentlich noch mit ihren Enkeln und Urenkeln den Baum besuchen können, um ihn in Blüte zu erleben und sich dann vielleicht zu erinnern, wie sie das erste Mal in ihrem Leben von der Elsbeerfrucht gekostet haben. Diese hatte Katarzyna Holowacz im Herbst im Bliesgau gesammelt und getrocknet mitgeschickt, damit die Kinder einmal probieren können. Sie selbst musste der Veranstaltung krankheitsbedingt bedauerlicherweise fernbleiben.

Zaghaft wurden die Hände ausgestreckt, um eine der rosinengroßen Elsbeeren in Empfang zu nehmen und sie mutig in den Mund zu stecken. Auch keine der Erzieherinnen und der Praktikant der Kita hatte je zuvor den Geschmack der säuerlichen Früchte mit einer leichten Marzipannote gekostet. Selbst der Revierförster musste zugeben, dass er zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, den ihm im Revier wohl vertrauten Baum auf diese Weise kennen zu lernen. Die Bewertung des Geschmacks fiel indes sehr unterschiedlich aus: Während er den einen ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, lehnten andere einen Nachschlag dankend ab.

Wie selten und kostbar Elsbeeren als Rohstoff sind, spiegelt sich beispielsweise beim Elsbeerschnapps wider: Ein Zentner der Früchte, vergoren und zu Schnaps gebrannt, kostet 800 € pro Liter.

Aber nicht nur die Früchte der Elsbeere sind ein Schatz, sondern auch das Holz ist von besonderer Qualität. Es hat einen seidigen Schimmer und wird auch gern für Dekoratives wie Bilderrahmen oder für den Bau von Musikinstrumenten verwendet. Die in Eppingen angesiedelte „Holzkünstlergruppe Urholz“ nutzt das Edelholz zum Möbelbau. Als Beispiel hatte Sylvia Lerchner, sonst Umweltpädagogin im ökologischen Schullandheim Spohns Haus, eine besondere Leihgabe von Thomas Keller, dem Gründer von „Urholz“, mitgebracht: Eine Blockflöte aus Elsbeerholz. Die wurde zum Vergleich neben die gerade mal Kinderdaumendicken Bäumchen gehalten, um zu zeigen, wie viel diese noch wachsen müssen, bis es möglich wäre aus ihrem Holz eine Flöte zu schnitzen. Die Flöte wurde dann auch während der Baumpflanz-Zeremonie gespielt und jede Kindergruppe brachte ihrem Baum ein Gedicht oder Lied zum Segen dar. Zur Stärkung für den Nachhauseweg erhielten alle noch ein mit Elsbeer-Mehl gebackenes Plätzchen. Und zur Erinnerung an das besondere Erlebnis und das feine Holz, gab es für jedes Kind ein Amulett aus einer Elsbeerholz-Scheibe mit Namen und eine Plakette bedruckt mit den Blättern und Früchten der Elsbeere für den Gruppenraum.

Über die neuen Elsbeeren im Wald darf nicht vergessen werden, dass auch auf dem Freigelände der Kita seit jetzt 10 Jahren ein Elsbeerbäumchen zu Hause ist. Dieser wurde damals gemeinsam mit dem Saarforst-Revierförster Matthias Beidek und Ranger Michael Kessler von der Naturwacht des Saarlandes gepflanzt und erfreut sich dort bester Gesundheit. „Es kommen heute noch Kinder zu mir, die sich erinnern, wie wir gemeinsam die Elsbeeren gepflanzt haben, so Katarzyna Holowacz, die als Initiatorin zahlreicher Aktionen z.B. auch die Elsbeerallee an der Pfarrer-Lindemann-Hütte in Gersheim ins Leben gerufen hat.

Im kommenden Jahr soll es noch ein großes Fest zu Ehren der Elsbeeren geben. In diesem Jahr hat die Pandemie diesem Plan, wie so vielem andern auch, einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Elsbeere ist aktuell neben der Walnuss ein vielversprechender Kandidat als Zukunftsbaum, also als eine Baumart, die potenziell den immer wärmeren Sommern und den Trockenperioden, die der Klimawandel in unsere Region bringt trotzen könnte. Auf den Muschelkalk-Böden im Bliesgau finden sich gute Standortbedingungen, um in der Gesellschaft des Waldes groß zu werden. Die Menschenkinder im Bliesgau werden jetzt mit den Bäumen groß und lernen die Bäume von Klein an Wert zu schätzen. Schon in wenigen Tagen werden die Kita-Gruppen zurückkehren, um im Wald bei ihren Elsbeeren, den Nikolaus abzuholen. Und auch danach soll der 3000-Schritte-Weg ein fester Bestandteil des erweiterten Umfeldes der Kita werden. Jede Gruppe wird eine Station bei ihrem Bäumchen gestalten, mit der der jeweilige Gruppenname (Zauberer, Drachen, Eulen, Seeräuber und Hexen) repräsentiert wird. Die Bäumchen werden sie dabei besonders pflegen, sie besuchen, betasten, sicherstellen, dass der Verbissschutz nicht offensteht und die Rehe den Bäumchen nicht die Rinde abknabbern, im Sommer mal ein erfrischendes Kännchen Wasser vorbeibringen und lernen, was der Wald braucht und erfahren, wie sehr sie selbst den Wald brauchen.

Symbolträchtig für die Zukunft ist auch, dass statt den fünf Bäumen für die Gruppen Zauberer, Drachen, Eulen, Seeräuber und Hexen gleich zwei Bäume mehr gepflanzt wurden. Somit steht ein zusätzlicher Baum als Symbol für das Projekt „bilinguale Erziehung – éducation franco-allemande “, dem die Kita Peppenkum seit 1988 angehört sowie ein Baum für das Bundesprogramm Sprachkita „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Kita-Leiterin Sigrid Konrad zeigte sich sehr zufrieden mit der für die Kinder erlebnisreichen Veranstaltung und freut sich schon auf viele weitere große und kleinere Aktionen am 3000-Schritte-Weg.