Nicht erst seit den starken Regenfällen in der vergangenen Woche hat sich die Gemeinde Gersheim zum Ziel gesetzt, die Vorsorgeanstrengnungen gegen Hochwasser- und Starkregenereignisse zu verstärken.

Die Gemeinde Gersheim ist sowohl von Flusshochwasser der Blies als auch von Über­schwemmungen durch Starkregen bedroht. Die Hochwassergefahren- und -Risikokarten zeigen, wo bei einem Hochwasser der Blies Siedlungen, Straßen, Handel und Industrieanlagen betroffen sind – bei einem extremen Hochwasser auch über die ausge­wiesenen Überschwemmungsgebiete hinaus. Vor Flusshochwasser, wie das an der Blies im Dezember 1993, ist die Gemeinde durch Deiche und Dämme nicht vollends geschützt. Die Schutzanla­gen können versagen oder ein noch größeres Hochwasser als 1993 kann die Gemeinde vor noch größere Herausforderungen stellen.

Überschwemmungen durch Starkregen können im gesamten Gemeindegebiet, auch weit ab­seits der Blies auftreten und Schäden verursachen. Über Tiefenlinien können unvermittelt Sturzfluten auftreten, die auch Geröll und Schlamm mit sich führen. Der Wasserstand kleiner Gewässer und Gräben kann nach Starkregen schnell ansteigen und Überflutungen verursa­chen.

Überschwemmungen mit schadhaften Auswirkungen, sowohl für Mensch und Tier als auch insbesondere für bebaute und landwirtschaftlich genutzte Flächen, sind nicht nur die Folge von Flusshochwassern, sondern auch von Starkregenereignissen und Überschwemmungen kleinerer Gewässer und Sturzfluten in Tiefenlinien des Geländes. Während Flusshochwasser durch eine zeitlich konstante Beregnung eines Flusseinzugsgebietes entstehen und die dadurch steigenden Pegelstände beobachtet und daraus Entwicklungsvorhersagen abgeleitet werden können, führen die meist lokal eingegrenzten und mit örtlich stark unterschiedlichen Niederschlagsmengen stattfindenden Starkregenereignisse innerhalb weniger Minuten zu hohem Wasserabfluss. Hier ist eine Vorhersage des Ablaufs und der Auswirkungen aufgrund der Kurzfristigkeit nicht möglich, oftmals reicht die Zeit nicht einmal für das Ausführen spontaner Vorbereitungsmaßnahmen. Zusätzlich kommt durch Starkregen das öffentliche Kanalnetz an seine Belastungsgrenze und es kommt in der Folge zu Überstau auf die Straßen und zu Rückstau in nicht gesicherte Wohngebäude.

Aus diesen Gründen erstellt die Gemeinde zusammen mit dem Planungsbüro Hömme ein Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept, dass vom Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz des Saarlandes unterstützt wird. Dieses Konzept  beinhaltet folgende Bestandteile:

– Erstellung von Starkregengefahren- und -Risikokarten zur Bewusstseinsbildung von Kommunen und Bevölkerung sowie als Ergänzung bereits bestehender Hochwassergefahren- und -Risikokarten,

– Ableitung von Maßnahmenoptionen zur Verbesserung der Situation,

– Durchführung einer internen und externen Risikokommunikation durch aktive Beteiligung aller Akteure und intensiver Einbindung der Bürgerinnen und Bürger.

Neben den potenziell sehr massiven Schäden eint die beiden Ereignisse die Tatsache, dass sie grundsätzlich nicht verhindert werden können und ein vollständiger Schutz nicht möglich ist. Bis zu einem gewissen Grad kann jedoch durch angepasste Vorsorgemaßnahmen und eine angemessene Vorbereitung sowie durch richtiges Handeln im Vorfeld und im Ereignisfall das Schadensausmaß deutlich reduziert werden. Zuständig dafür sind neben den öffentlichen Stellen des Landes und der Kommunen auch die betroffene Bevölkerung. Dies legt auch § 5 Abs. 2 des Wasserhaushaltsgesetzes fest, der besagt, dass in Deutschland »jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet [ist], selbst geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen.«

Demzufolge ist Hochwasser eine Gemeinschaftsaufgabe von Staat, Kommunen und Betroffenen.

Bereits in den letzten Wochen haben in den einzelnen Ortsteilen unserer Gemeinde Ortsbegehungen mit Ortsräten, Bauamt und der örtlichen Feuerwehr stattgefunden, um die Situation vor Ort zu analysieren und entsprechende Bauwerke in Augenschein zu nehmen. Die Berichte zu diesen Begehungen sowie weitere Informationen zur Entwicklung des Konzeptes können Sie auf der eigens eingerichteten Website http://gersheim.starkregenkonzept.de abrufen.

Sofern sich die aktuelle Pandemie Lage weiterhin so positiv weiterentwickelt, werden wir auch zeitnah Bürgerforen mit dem Planungsbüro organisieren, um die Bürgerinnen und Bürger in die Konzepterstellung einzubinden.