von Axel Wagner, SR.de

Deutschland und Frankreich wollen in der Energiekrise im Winter enger zusammenarbeiten. Deutschland, so der Plan, soll Strom nach Frankreich liefern, in Gegenrichtung soll Gas fließen. Dafür soll eine Pipeline genutzt werden, die auch durch das Saarland verläuft.

„Deutschland braucht unser Gas, und wir brauchen den Strom, der im übrigen Europa und insbesondere in Deutschland produziert wird.” So hatte es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vergangene Woche auf einer Pressekonferenz formuliert. In Frankreich sind viele Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten und möglicher Korrosion abgeschaltet, und trotz der Zusicherungen des Betreibers EDF, sie bis Februar wieder ans Netz zu bringen, herrscht Unsicherheit.

AUS FRANKREICH NACH GERSHEIM

In Deutschland wiederum sorgt man sich um die Gasversorgung im Winter. Die Lösung könnte ein deutsch-französischer Energie-Deal sein, an dem derzeit gearbeitet wird. Für die Gaslieferungen von Frankreich nach Deutschland soll dabei eine Ferngasleitung zum Einsatz kommen, die bislang in umgekehrter Richtung geliefert hat: die Nord-Leitung des Megal-Pipeline-Systems.

Die Mittel-Europäische Gasleitung (Megal) ist Teil des europäischen Ferngasverbundsystems in Süddeutschland. Anders aber als in verschiedenen Medienberichten dargestellt, ist diese Pipeline jedoch nicht stillgelegt. Der Nordstrang importiert normalerweise am Übergabepunkt Waidhaus im Osten Bayerns aus Tschechien.

Von dort läuft die Leitung dann über Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz bis nach Medelsheim im Saarland, einem Ortsteil von Gersheim. Hier findet die Übergabe des Gases ins französische Obergailbach im Département Moselle statt – normalerweise. Denn bald soll das Gas in umgekehrter Richtung fließen.

PROBLEM SCHWEFEL

Dabei gibt es jedoch bislang technische Probleme. Das wichtigste: In Obergailbach wird das Gas mit Geruchsstoffen versehen, darunter Schwefel – odoriert, wie es Fachleute nennen. In Deutschland passiert das erst auf kommunaler Ebene, auf den Ferngasleitungen ist odoriertes Gas hierzulande nicht erlaubt. Während die Geruchsstoffe für Privathaushalte kein Problem darstellen, kann der hohe Schwefelanteil nach Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums bei Großabnehmern zum Problem werden. Schäden an Industrieanlagen sind möglich.

„Wir sind jetzt in Gesprächen auch mit der französischen Seite, wie das Gas im Prinzip verdünnt werden kann oder welche Möglichkeiten es geben kann”, teilte das Bundeswirtschaftsministerium dem SR mit.

DEODORISIERUNGSANLAGE IM GESPRÄCH

Das Unternehmen GRTgaz Deutschland, das auf der Megal-Leitung operiert, arbeitet nach eigenen Angaben bereits an einer Option. „Eine mittelfristige Lösung könnte der Bau und Betrieb einer Deodorisierungsanlage am Punkt Medelsheim/Obergailbach sein”, so eine Unternehmenssprecherin. „Diese Option wird bereits in den entsprechenden Gremien und Arbeitsgruppen geprüft. „Für den kurzfristigen Transport könnte sich aber anbieten, das Gas übergangsweise odorisiert zu übernehmen.”